Rietberg-Mastholte. Als der Geschäftsführer des Gemeindeverbandes Kath. Kindertageseinrichtungen Minden-Ravensberg-Lippe, Detlef Müller, eine Dokumentation im Fernsehen gesehen hat, in der sich über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche als „queer“ geoutet haben, war er schockiert. Schockiert davon, welches Leid diese Menschen erfahren haben, weil sie einerseits ihre Kirche lieben und anderseits nicht über ihre sexuelle Orientierung sprechen können- aus Angst vor arbeitsrechtlichen Konsequenzen. Zwei Bischöfe aus Aachen und Hamburg haben zu der Dokumentation Stellung genommen: „Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seiner geschlechtlichen Identität diskriminiert, abgewertet oder kriminalisiert werden“. (Bischof Dieser, Aachen). Bischof Heße sagt, dass eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, nach seinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein kann.
Müller sieht das genauso und hat an alle Mitarbeitenden in den Kindertageseinrichtungen eine Rundmail verschickt, in der er versicherte, dass das Augenmerk der kath. KiTa gem. GmbH als Arbeitgeber auch künftig darauf gerichtet werde, dass gute Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit geleistet wird.
Bei der Beurteilung der Fähigkeiten käme es nicht auf die sexuelle Orientierung an.
Der 22-jährige Erzieher Lukas Brokherm aus der KiTa St. Jakobus Mastholte, hat dazu das Gespräch mit Müller gesucht und einen interessanten Beitrag in der letzten Ausgabe der Kita-Zeitung „KiTAZ“ zu dem Thema „Vielfalt leben“ veröffentlicht. Zudem schreibt der junge Erzieher gerade seine Bachelorarbeit zum Thema „Familienkonstellationen und Rollenbilder“.
Müller besucht nun bis zum Ende des Jahres alle 64 Kindertageseinrichtungen und überreicht ihnen jeweils zwei themenbezogene Bilderbücher mit den Titeln: „Mein Schatten ist pink“ und „Das ist alles Familie“.
Er möchte auf seiner Rundreise durch die KiTas das Thema „Toleranz und Vielfalt in Kath. KiTas“ ansprechen und den Dialog mit den Leiterinnen und Leitern suchen.
In St. Jakobus wird das Thema Diversität auf jeden Fall ganz selbstverständlich gelebt. Dazu gehört, dass Kinder aus verschiedenen Herkunftsländern integriert werden, unterschiedliche Hautfarben, verschiedene Familienkonstellationen, gleichgeschlechtliche Elternpaare, alleinerziehende Väter und Mütter, Mitarbeiter, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen oder auch unverheiratet in einer Beziehung leben. „Kinder sollten hautnah erleben, dass es Vielfalt gibt und diese durchaus normal ist“, meint Lukas Brokherm und Leiterin Angelika Kirchhoff nickt zustimmend.